Der Tiroler Handball im Aufwind
12.09.2019
Gespräch mit THV Präsident Thomas Czermin
zum Saisonstart 2019/20
Nicht nur die EM der Herren wird im Jänner in
Österreich Station machen, vom 2. – 12. Juli 2020 ist
Innsbruck Austragungsort der Herren U20
Europameisterschaft. Eine große Herausforderung für
den THV?
Czermin: Die nach 1998 und 2006 bereits dritte
Ausrichtung einer U20 EM in Innsbruck ist für uns
selbstverständlich eine große Herausforderung, der wir uns
aber gerne stellen. Besonders freut es uns, dass wir für
diese Europameisterschaft gemeinsam mit unseren
Südtiroler Handballfreunden als Gastgeber fungieren dürfen. Die Europameisterschaftsspiele werden in der
Innsbrucker Olympiahalle und in der Handballhalle in Brixen ausgetragen, die Tiroler Handballfreunde können sich
auf Weltklassehandball freuen.
Nun aber zum Tiroler Handball. Tirol stellt auch in dieser Saison mit Sparkasse Schwaz Handball Tirol
einen Erstligisten bei den Herren, die junge Innsbrucker Mannschaft wird wieder in der zweiten
italienischen Liga antreten. Wie beurteilst du das Projekt Handball Tirol?
Czermin: Die Entwicklung des Leistungshandballs in Tirol hat mit diesem Projekt eindeutig Fahrt aufgenommen.
Sowohl in Innsbruck als auch in Schwaz wird mit den Jugendlichen professionell und intensiv gearbeitet. So
werden Tiroler Talente über die Möglichkeit, in der 2. italienischen Liga Erfahrung und Spielpraxis zu sammeln, an
die Erstligareife herangeführt. Einige aus dieser „Kaderschmiede“ kommende Tiroler gehören mittlerweile zum
Stammpersonal der Erstligamannschaft Sparkasse Schwaz Handball Tirol. Dieses Projekt trägt ganz wesentlich
zur Leistungsentwicklung im Tiroler Handball bei.
Wie schätzt du das Leistungsniveau in der Tiroler Landesliga bei den Herren ein?
Czermin: Ich erwarte mir heuer eine durchaus ausgeglichene und spannende Meisterschaft. Zu den Titelfavoriten
zähle ich HIT medalp Innsbruck und ULZ Sparkasse Schwaz, aber auch die Einsermannschaft des UHC Absam
darf nicht unterschätzt werden. Schwer einzuschätzen ist das Leistungsvermögen der USI Mannschaft.
Besonders erfreulich ist, dass neben einer zweiten Mannschaft des UHC Absam nach vielen Jahren der Absenz
auch die TS Wörgl wieder in der Landesliga der Herren vertreten sein wird.
Wie steht es um den Frauenhandball in Tirol?
Czermin: Seit dem Rückzug von UHI aus der Bundesliga verfügt Tirol über keinen Damenverein in den beiden
höchsten österreichischen Ligen. Dies ist bedauerlich, gibt den Damenvereinen aber auch die Chance, die
wenigen vorhandenen Mittel gezielt in der Nachwuchsförderung einzusetzen.
Völlig überraschend hat die Absamer Damenmannschaft in ihrer Premierensaison in der Landesliga dem
bisherigen Abonnementmeister SVO den Tiroler Meistertitel 2018/19 weggeschnappt. Die Tiroler Meisterschaft
2019/20 wird wohl wieder zwischen diesen beiden Mannschaften entschieden werden.
Gibt es für den weiblichen Nachwuchs ein ähnliches Projekt wie für die Burschen mit dem Projekt
Handball Tirol?
Czermin: So weit sind wir leider noch nicht, da derartige Projekte doch mit einem hohen finanziellen und
personellen Aufwand verbunden sind. In den Vereinen wird aber hervorragend mit den jugendlichen
Handballerinnen gearbeitet, Jugendmannschaften in den diversen Altersklassen stellen UHC Absam, SVO, UHC
Paulinum, TS Wörgl und UHT Telfs Meinhardinum. Erstmals wird heuer in der Altersklasse WU13 eine Mannschaft
aus Salzburg, UHC Bad Vigaun, an der Tiroler Meisterschaft teilnehmen.
Bei den Burschen wurde vor zwei Jahren ein Landesausbildungszentrum eingerichtet. Gibt es über die
Landesmeisterschaften hinaus Aktivitäten für die talentiertesten Tiroler Junghandballer?
Czermin: Das Landesausbildungszentrum des THV, welches sich als ergänzende Maßnahme zur Ausbildung der
Junghandballer in den Vereinen versteht, hat im September 2017 seine Tätigkeit aufgenommen. Seither wird
talentierten Junghandballern, zusätzlich zu den Trainings in den Vereinen, jeden Mittwoch ein dreistündiges
Training im LAZ mit der Zielsetzung angeboten, ihre individuelle sportliche Entwicklung zu fördern und die jungen
Talente auf die Anforderungen im Leistungssport vorzubereiten. Zum Leistungsvergleich unter den
Landesausbildungszentren wurde vom ÖHB 2017 der österreichweit ausgetragene LAZ Cup eingeführt. Im LAZ
Cup 2018/19 qualifizierte sich die Tiroler LAZ – Auswahl für das Finalturnier und erreichte den vierten Platz.
Nachdem der ÖHB die Bundesländerturniere für Jugendauswahlen abgeschafft hat, nehmen wir seit mehreren
Jahren mit den Tiroler Jugendauswahlen MU15 und MU17 an der Jugendmeisterschaft in Südtirol/Trentino teil.
Wie steht es um den Schulhandball in Tirol?
Czermin: Die Kooperation mit den Schulen, sowohl mit den Volksschulen im Rahmen des Projekts „Kinder
gesund bewegen“, als auch den NMS und den Höheren Schulen im Rahmen der diversen Schulbewerbe ist
sowohl auf Vereins- als auch Verbandsebene vorbildhaft. Jährlich nehmen zwischen neunzig bis hundert
Schulteams an den diversen Schulhandballbewerben - Mattenhandball, Mini-Handball, UNIQA Handball Schulcup
und der Meisterschaft für Oberstufen – teil. Auch in diesem Schuljahr werden wieder zahlreiche Teams aus allen
Tiroler Bezirken bei den Schulbewerben erwartet.
Dank der engagierten Tätigkeit der Lehrerinnen und Lehrer, allen voran unser Schulsportreferent Prof. Albert
Dempf, üben jährlich mehr als 1.000 Schülerinnen und Schüler den Handballsport wettkampfmäßig aus. Das
Engagement der Lehrpersonen ist Garant für den Handballnachwuchs in den Tiroler Vereinen, wofür wir der
Schule gar nicht genug danken können.
Wie schätzt du die Situation des Tiroler Handballs allgemein ein?
Czermin: Nach oben gibt es bekanntlich kein Limit. Die Entwicklung, die der Tiroler Handballsport in den letzten
Jahren aber genommen hat, erfüllt uns durchaus mit Stolz. Die Zahl der aktiven HandballerInnen konnte
wesentlich gesteigert werden. Wir können auf eine Vielzahl gut ausgebildeter und engagierter TrainerInnen
zurückgreifen, immer wieder wurden und werden TirolerInnen in die Nationalteams einberufen. Man kann ruhigen
Gewissens feststellen, dass der Schulhandball in Tirol boomt und wie die vielen zahlreichen handballerischen
Großevents in Tirol beweisen, vertrauen der ÖHB und die EHF auf das organisatorische Vermögen der Tiroler
Handballfamilie. Wir sind uns aber dessen bewusst, dass noch viel Arbeit vor uns liegt, um den zweifellos im
Aufwind befindlichen Tiroler Handballsport weiter voranzubringen.
Hast du einen besonderen Wunsch?
Czermin: Vorerst möchte ich allen TrainerInnen, BetreuerInnen FumktionärInnen, HelferInnen und LehrerInnen
für ihr außergewöhnliches Engagement für den Handballsport und die sportausübenden Kinder und Jugendlichen
herzlich danken.
Den HandballerInnen wünsche ich eine erfolgreiche und verletzungsfreie Saison und den Handballfans viele
spannende Spiele in der Saison 2019/20.