Großereignis Heim-Euro 2020
19.12.2019
Mit dem Auftaktspiel gegen Tschechien startet
Österreich´s Herrenteam am 10. Jänner 2020 in der
Wiener Stadthalle in das Abenteuer Heim-Euro 2020.
Im nachstehenden Interview äußert sich THV Präsident
und Vizepräsident Sport des ÖHB Thomas Czermin zur
Heim-Euro, den Zielen des österreichischen Teams, zur
Bedeutung des Handballsports in Österreich und den
weiteren Vorhaben des ÖHB.
Fangen wir mit dem Offensichtlichen an. Stichwort Heim-EURO – was fällt Ihnen dazu ein?
Thomas Czermin: Eine Heim- EURO bietet die Chance, den Handballsport neuerlich einer breiten Öffentlichkeit
näher zu bringen, sportinteressierte Österreicherinnen und Österreicher für unseren rassigen Sport zu begeistern.
Als Veranstalter und Teilnehmer hat man mehrere Ziele, welche sind das?
Thomas Czermin: Als Veranstalter hofft man vordringlich auf einen reibungslosen Ablauf, steht man doch europaweit
im Fokus des öffentlichen Interesses.
Sportlich hoffen wir natürlich auf die Qualifikation für die Hauptrunde, auf ein ähnlich gutes Abschneiden wie bei der
ersten Heim-EURO 2010.
Kann die Heim-EURO eine Handball-Euphorie in Österreich auslösen?
Thomas Czermin: Die Hoffnung darauf, eine Handball-Euphorie auszulösen, scheint mir doch etwas zu hoch
gegriffen. Worauf wir schon hoffen ist, dass das Interesse am Handballsport österreichweit steigen und sich
verfestigen wird. Unsere Vereine, die ganz hervorragend arbeiten, haben es sich verdient, öffentlich stärker
wahrgenommen zu werden. Die ausgezeichnete Öffentlichkeitsarbeit der spusu Liga wird dazu sicher beitragen.
Wie läuft der Ticket-Verkauf bislang – vor allem in Graz, wo die Österreicher ja nicht spielen werden?
Thomas Czermin: Der Ticketverkauf läuft zufriedenstellend. Die Erfahrung aus 2010 zeigt, dass sich viele
Handballfreunde aber erst kurzfristig entscheiden, Tickets zu erwerben. In Graz hoffen wir auf eine ausverkaufte
Halle, zumal dort die „handballverrückten“ jugoslawischen Nachfolgestaaten Kroatien, Serbien und Montenegro
gegeneinander antreten werden. Karten für beide Spielorte – Wien und Graz – sind aber noch erhältlich.
Seit wann wurde an der EURO gearbeitet und wie viel Aufwand ist die Organisation – auch, oder vor allem,
wenn ein Großevent in mehreren Ländern stattfindet?
Thomas Czermin: Unser Organisationsteam ist seit der Vergabe der EURO im Jahr 2014 im Einsatz. Es ist mir ein
Anliegen, Christoph Joklik und seinen „Mitstreitern“ für ihr unermüdliches Engagement zu danken. Natürlich erfordert
eine in mehreren Ländern stattfindende EURO einen erhöhten Koordinationsaufwand, will man doch gemeinsam
eine beeindruckende Sportveranstaltung organisieren.
Ist Österreich eine Handball-Nation bzw. hat Österreich das Potenzial eine zu sein?
Thomas Czermin: Wenn man eine Handball-Nation sein will, muss man den Vergleich mit Deutschland, Frankreich
oder Kroatien aushalten. Da sind wir noch meilenweit entfernt. Auch treten wir in Österreich gegen Konkurrenten wie
den Schisport oder Fußball an. Aber wie schon gesagt, die Heim-Euro soll dazu beitragen, den Handballsport in den
Fokus des öffentlichen Interesses zu stellen.
Was müsste passieren, damit Handball in Österreich noch prominenter wird?
Thomas Czermin: Nur einige Beispiele: Ob eine Sportart prominent ist, oder nicht, hängt auch ganz wesentlich von
ihren Darstellungsmöglichkeiten ab. So müsste sich die Hallensituation ganz gravierend ändern, es fehlen dem
Großteil der Erstligavereine adäquate Spielstätten.
Dann müsste die Zahl der Vereine gesteigert werden, um allen Jugendlichen, die über die Schulsportaktivitäten für
den Handball interessiert werden, auch die Möglichkeit zu geben, den Handballsport längerfristig auszuüben.
Wie hat sich Österreichs Handball in den vergangenen zehn Jahren verändert?
Thomas Czermin: Nach der erfolgreichen Heim EURO 2010 hat Österreichs Herrenteam zu einem nie dagewesenen
Erfolgslauf angesetzt. Die Qualifikation für sechs weitere Großbewerbe (EM, WM) seit 2010 spricht für sich und sucht
in Österreich ihresgleichen.
Beeindruckend wird die Leistungssteigerung im österreichischen Handball durch die Jugendnationalteams
dokumentiert: Alle männlichen und weiblichen Jugendnationalteams sind für die Großbewerbe 2020 qualifiziert. Die
Burschen treten mit der U20 bei der Heim EURO in Innsbruck und mit der U18 bei der EURO in Slowenien an. Die
Mädchen haben sich mit der U17 für die WM in China und mit der U20 für die WM in Rumänien qualifiziert.
Und wie soll diese Entwicklung weitergehen? Wo setzt der Verband hier an?
Thomas Czermin: Große Anstrengungen werden derzeit unternommen, auch die jüngeren Jahrgänge
flächendeckend entsprechend zu betreuen. So wurden für die Jahrgänge U13 und jünger in allen Bundesländern
Landes-Ausbildungszentren eingerichtet. Forciert wird die Zusammenarbeit mit den Sportschulen und den
Leistungszentren in den Bundesländern.
Um den jüngeren Jahrgängen genügend Spielpraxis zu geben, wurde in der U15 mit dem Elite-Cup ein
österreichweiter Bewerb eingeführt.
Natürlich soll vermehrt in die Trainerausbildung und die Funktionärsschulung investiert werden, um den
Handballsport künftig breiter aufstellen zu können.
Abschließend wieder zurück zur Heim-EURO. Was wäre ihr persönlicher Wunsch für das Event?
Im Organisationsbereich wünsche ich mir einen reibungslosen Verlauf und volle Hallen, sportlich hoffe ich natürlich
auf ein erfolgreiches Abschneiden unseres Teams und dass alle Spieler nach der EURO unverletzt zu ihren
Mannschaften zurückkehren können.